Reiterbogen Forum

reiterbogenfreundliche Verbände

append delete Roland

Ich hab jetzt mal als relativer Neuling die diversen (erschreckend viele!?) deutschen Bogensport-Verbände angekuckt. Im Ergebnis bleibt nur ein Verband für uns übrig und das ist der TBVD (Traditioneller Bogensportverband Deutschland). So erfreulich dieser Verband ist, so merkwürdig ist es doch, dass die Daumenschützen sonst nirgends willkommen sind. Alle Kinkerlitzchen sind erlaubt, vom Schussfenster und Pfeilauflage über Visiereinrichtungen zu Stabilisatoren und echter Releasehilfe. Ein einziger Verband erlaubt den traditionellen Fingerschutz, der zudem die Pfeilsicherung ermöglicht?
WARUM?

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append delete #1. Gargamel

Tja, warum? Ich bin zwar selber noch nicht so lange Bogenschütze und vermute die Leute vom TBVD könnten eine fundiertere Antwort formulieren, aber mein Eindruck ist dieser:
In D gibt es zwar eine Menge Bogenschützen, der Sport hat aber keine so ausgeprägte Tradition wie etwa in vielen asiatischen Ländern oder der Türkei. Nach Regelkonfusionen bei den ersten Olympiaden zu Beginn des 20. Jhds entstand der westlich orientierte Weltverband FITA, an dessen Regelwerk sich alle Verbände orientierten. In diesem Umfeld hatten die bestehenden Traditionen einiger Länder keinen Platz mehr und wurden höchstens lokal gepflegt. Die Deutschen lieben den "Fortschritt", technische Entwicklungen und im damaligen (und heutigen!?) Klima der westlichen politischen, wie wirtschaftlichen Dominanz wurden die etwas spirituelleren, bzw. kulturell verwachsenen Traditionen im Osten eher belächelt. Diese Voreingenommenheit hält sich teilweise bis heute, wird aber durch globalisierte Kommunikation aufgeweicht. Mittlerweile ist der Bogensport Weltverband WA (früher FITA) wohl fortschrittlicher als der größte deutsche Verband DSB in dem Sinne, dass der Wert traditioneller Ausübung höher geschätzt wird. Auf einer Webseite des DSB wird man so ein Video kaum finden:

In Deutschland fehlt also etwas die Tradition und der deutsche Regelwahn kommt dazu. Man würde annehmen, dass ein Verband jedem Bogensportler zumindest die Teilnahme an einem Wettbewerb ermöglicht. Leider schließen alle Verbände (bis auf den TBVD) gerade das wohl üblichste Setup eines Reiterbogenschützen aus, welches pragmatisch traditionelles Bogendesign und traditionelle Technik mit modernen Materialien kombiniert.
Also ein aus Holz/Glas/Carbon laminierter Bogen, modernes Sehnenmaterial, Carbonpfeile und eben Daumentechnik.
Der sportliche Wettbewerb ist mit diesem Equipment genauso möglich und gewünscht wie mit unhandlichen olympischen Bögen. Daher verdient der TBVD aus meiner Sicht alle Unterstützung. Dieser bietet sogar zwei getrennte Klassen für historisch und modern gefertigte RB.

append delete #2. Lisa

Die technische Entwicklung im Bogensport hatte und hat vor allem ein Ziel: Höhere Präzision. Dafür nimmt man einige Nachteile in Kauf: ausladende Anbauten, Zielhilfen und auch höhere Kosten. Trotzdem ist auch der olympische Bogensport keinesfalls mit dem Industriesport Formel 1 vergleichbar, weil der Schütze der wesentlichste Faktor bleibt. Ich persönlich finde, der Fokus sollte auf dem rein sportlichen Aspekt liegen. Genau deswegen bin ich RB Schützin, weil dies auf Grund der komplexeren Technik im Schussablauf die anspruchsvollste Disziplin ist. Mein Ziel ist nicht einmal der vorderste Platz in einem Turnier, sondern mein persönlicher Fortschritt. Und die Lernkurve eines RB ist deutlich steiler als die eines Recurvebogens.

append delete #3. Robinho

Ergänzung zur eingeschränkten Anerkennung der RB durch die Verbände:

TBVD - keine Einschränkungen. Zwei explizite RB-Klassen für a) Naturmaterialien, b) moderne Materialien

DSB - Daumentechnik ist absolutes NoGo. Daumenring wird unlogischerweise als Releasehilfe bezeichnet, obwohl er elementar für die Schusstechnik ist. Klar kann man nen RB auch links (mediteran) schießen, aber ohne Schussfenster ist das ein Kompromiss.

DBSV - Daumentechnik NUR mit Leder statt hartem Ring in der Primitivbogenklasse und NUR Naturmaterialien (Bogen und Pfeile)

DFBV - alle Materialien erlaubt für Bogen und Pfeile, aber NUR mediteraner Ablaß

International:
AEE (Archery Association Europe) - alle Materialien erlaubt für Bogen und Pfeile, aber NUR mediteraner Ablaß

IFAA (Int'l Field Archery Association) - alle Materialien erlaubt für Bogen und Pfeile, aber NUR mediteraner Ablaß

append delete #4. Jakob

Ich hab den Pressewart des TBVD und gleichzeitigen Vize-Präsidenten des internationalen Dachverbandes T.A.I. Eric Lindemann angeschrieben, um etwas mehr Informationen zu den zwei sehr jungen Verbänden zu bekommen. Leider hab ich noch keine Antwort. Die Fragen, die meiner Ansicht nach auf der Hand liegen, sind diese:

TBVD

• Wieviele Mitglieder hat der TBVD?
• Wie lässt sich die Kooperation mit dem T.A.I. umreißen?
• Was finanziert der TBVD durch die Mitgliedsbeiträge?
• Gibt es dazu evtl. eine öffentlich einsehbare Übersicht?
• Gibt es Berichte zu vergangenen Turnieren?
• In den Ausschreibungen von TBVD-Turnieren habe ich keine Preisgelder
entdeckt. Wozu werden die Startgelder verwendet?
• Können beliebige Vereine TBVD-Turniere ausrichten, indem sie sich an die
Regularien halten?
• Wäre dies eine wünschenswerte Entwicklung um den Verband auf breitere Füße
zu stellen?
• Welche Pflichten würden für Vereine dadurch entstehen abgesehen von der
Einhaltung der Wettbewerbsordnung?

T.A.I.

• Worin besteht die Hauptaufgabe des T.A.I. und wie wird diese praktisch
umgesetzt (Vergangenheit/Zukunft)
• Welches ist der aktivste nationale Mitgliedsverband?
• Gab es Kontakt zur traditionellen koreanischen Bogensportszene?
• Bei welchen Turnieren ist man als Mitglied eines nationalen TAI
Mitgliedsverbandes international startberechtigt?
• Gibt es eine Auflistung dieser Turniere weltweit?

TBVD und TAI

Beide Verbände sind recht jung, was evtl. auch die etwas spärlichen
Internetauftritte erklärt. Turnierkalender, Turnierberichte und möglicherweise auch
ein internationales Rankingsystem erscheinen hilfreich.
• Ist das angedacht oder woran fehlt es ggf.?
• Welche Hilfe könnten sie gebrauchen?

append delete #5. Jakob

Insgesamt fehlt es also etwas an Inhalt und Transparenz. Vielleicht äußert sich Herr Lindemann ja noch. Regeltechnisch sind diese beiden Verbände Gold für uns, allerdings eben nur, wenn der theoretische Überbau mit Turnieren und einer Zusammenarbeit mit Vereinen gefüllt wird. Da von Euch glaub keiner bei World of Traditions war und ich auch keinen Turnierbericht finden konnte, wären Infos dazu gut.

:: @Jakob added on 09 Aug ’21 · 14:40

Immerhin ist das eines von insgesamt nur drei Turnieren des TBVD.

append delete #6. Robinho

Mir schwebt da ein dezentrales, demokratisches System vor, dem sich Turnierveranstalter anschließen können, wenn sie wollen. Das würde die Notwendigkeit von Verbänden hinterfragen und wäre idealerweise mit keinen Kosten verbunden. Dessen Ziel ist eine turnierübergreifende Vergleichbarkeit mittels eines Rankingsystems, wie es in anderen Sportarten längst Usus ist.

Es ist doch ein Unding, dass man in einem bestimmten Verband Mitglied sein muss, um an einem Turnier teilnehmen zu dürfen! Da fragt man sich doch, was der Verband dafür überhaupt leistet und warum diese Mitgliedschaft notwendig ist, wenn man doch eh Startgeld bezahlt.

Wenn man auch die Datenverwaltung dezentral machen möchte, ginge das über ne Blockchain, wobei die Authentizität der Daten möglicherweise über das Ranking der Teilnehmer abgesichert sein könnte. Bleibt die Frage, wie sich Fake-Turniere mit Fake-Teilnehmern verhindern ließen, aber ein unlösbares Hindernis sehe ich darin nicht.

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